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Peter Kranz

Hygieia – Die Frau an Asklepios’ Seite. Untersuchungen zu Darstellung und Funktion in klassischer und hellenistischer Zeit unter Einbeziehung der Gestalt des Asklepios.

Unter den antiken Gottheiten bleibt die Gestalt der Hygieia auf bemerkenswerte Weise indifferent. Sieht man einmal von einer entsprechenden Epiklese der Göttin Athena ab, so lässt sich Hygieia vor dem ausgehenden 5. Jahrhundert v. Chr. offenbar weder kultisch noch bildlich nachweisen. Dann allerdings ist sie nicht nur als eine unter mehreren weiblichen Personifikationen bezeugt – so etwa auf Gefäßen der Meidias-Zeit –, sondern bekanntlich auch auf Weihreliefs an der Seite des Asklepios. Mit ihm bleibt Hygieia auch in der Zeit danach, sowohl was ihre bildlichen Darstellungen als auch was ihren Kult betrifft, stets aufs Engste verbunden; es scheint sogar, als habe Hygieia nicht allein in klassischer Zeit, sondern auch noch bis weit in den Hellenismus hinein weder in kultischer noch in bildlicher Hinsicht unabhängig von diesem existiert. Erst im Verlaufe des Hellenismus beginnt sich eine Entwicklung abzuzeichnen, die möglicherweise auf eine größere Eigenständigkeit Hygieias hindeutet – ein Vorgang, der allerdings nicht vor der mittleren römischen Kaiserzeit seinen Abschluss gefunden hat. Das Buch untersucht, neben einigen vermeintlich frühen Zeugnissen kultischer Verehrung bzw. bildlicher Darstellung der Hygieia, zunächst deren früheste, durch Inschrift gesicherte Wiedergaben auf Gefäßen der Meidias-Zeit sowie im Anschluss daran ihr erstes Auftreten auf attischen Weihreliefs des ausgehenden 5. sowie des 4. Jahrhunderts v. Chr. Während sich Hygieia auf den Vasenbildern äußerlich nicht von den sie umgebenden Personifikationen unterscheidet, erscheint sie auf den Weihreliefs zunächst in matronaler, später dann in jugendlicher Gestalt; hierbei ist ihre Darstellung offensichtlich an keine feste Figurentypen gebunden – ganz im Gegensatz zur Gestalt des Asklepios, für die sich bereits früh bestimmte Darstellungsformen durchzusetzen beginnen. Die aus der Analyse der bildlichen Darstellungen auf den Weihreliefs gewonnenen Erkenntnisse sind für die anschließende Frage nach möglichen, eigens für Hygieia entwickelten statuarischen Darstellungsformen klassischer Zeit von entscheidender Bedeutung – eine Frage, die sich im übrigen dann auch für die Phase des Hellenismus stellt. Da die Gestalt der Hygieia über die längste Zeit ihrer Entwicklung stets eng mit Asklepios verbunden blieb, muss schließlich auch dessen Entwicklung zumindest in groben Zügen verfolgt werden – zumal der sich hierbei abzeichnende Wandel von einem Heilheros zu einem Heilgott nicht ohne Einfluss auf die Gestalt der Hygieia gewesen ist.
2010
gebunden
206 Seiten
10 Tafeln
46,50 €
978-3-933925-90-9
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